Die totale Sonnenfinsternis in Europa am 11.08.1999

Fotografiert und beschrieben von Thorsten Boeckel


Die Aufnahmen von der Sonnenfinsternis entstanden in Schweigen bei Weißenburg, 30 km westlich von Karlsruhe. Der Grund, diese Ortschaft aufzusuchen lag rein an der heimischen Wettervorhersage, die am Sofi-Tag katastrophale Zustände im oberbayerischen Voralpenland prognostizierte. Also ab in den Westen wo uns Raimund Fröhling der ehemalige Meteorologe des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck wenigstens eine kleine Chance zur Sichtung gab.

So kam Jens Augustin und ich am Abend des 10.8.99 an der französischen Grenze an. Die Nacht noch sternenklar, überkam mich das kalte Grauen als ich die Wetterbedingungen um 9:00 Uhr morgens begutachtete. Ein undurchdringliches Grau, fünf Lagen übereinander so kam es mir vor.

Es war gegen 10:30 als wir in der Nähe von Weißenburg in einem ländlichen Restaurant in östlicher Blickrichtung frühstückten. Dieses lässt vermuten dass ich unzählige Hausumrundungen ablieferte um die herannahenden Wetterbedingungen aus dem Westen zu beschwören. Hoffnungslos!!! Nicht der kleinste Lichtblick. Es war bereits 11:00, Frust, in diesem Moment war mir alles egal - noch zwölf Minuten zum ersten Kontakt und eineinhalb Stunden zur Totalität.

Von der Sonne nicht die geringste Spur, – so das war es wohl mit der Sofi 1999 in Europa. Nur ein halbes Leben darauf gewartet und dann so ein Wetterdrama !!

Wieder der Run ums Haus und tatsächlich ein fahler Lichtfall durch das dichte Grau. Allerdings in weiter weiter Ferne. Vielleicht lag dieses hellere Schimmern in unserer Windrichtung ?

 

11:15, wie an einen Strohhalm geklammert fand sich meine Hoffnung wieder, dass der lichte Punkt am Horizont womöglich doch noch auf uns zukommen könnte. Schnell in den Wagen gestiegen gesellten wir uns nach einer kurzen Fahrt zu ebenso frustrierten Sofi-Beobachtern auf einem Feld nahe der Ortschaft Schweigen. Die in der Ferne gesichtete Aufhellung in den Wolken kam aber tatsächlich langsam und zielgenau auf uns zu.

  

11:30. Irgendwie knallte ich meinen Spiegelreflektor auf die Wiese und musste tatsächlich noch den Regenschirm aufspannen, um den Spiegel und die Kamera vor dem leichten Regen zu schützen.

12:15: Zum ersten Mal sahen wir ungläubig die vom Mond angeschnittene Sonne. Kleinste Wolkenlücken taten sich auf. Tritt das Unmögliche ein, wird es doch noch klappen?

              

12:25: Noch fünf Minuten zur Totalität. Werden wir sie sehen? Weitere Wolken drücken wieder aus dem Westen. Die Lücke reißt weiter auf und scheint uns genau gegen 12:30 zu passieren.

                 

12:31: Der letzte Lichtstrahl dringt durch die Mondtäler. Der Diamantring! Fünf Kilometer weiter braut sich ein mächtiges Gewitter zusammen. Um uns herum Alles grau und schwarz. Donnergrollen in der Ferne.

                 

12:31: Eine Handvoll Menschen standen zur Totalität in einem Lichtkamin und hatten blauen Himmel über sich. Ehrfürchtig mitten drin beobachteten wir auf dieser Anhöhe das unglaublich eindrucksvolle und seltenen Schauspiel der Himmelsmechanik. Der Mondschatten raste ostwärts und 'knipste' in Sekunden eine Wolke nach der anderen aus. Eine archaische Stimmung herrschte. Klar und intensiv rot waren nun die Protuberanzen zu erkennen. Die schwarze Sonne stand mit Ihrer Korona in ihrer beängstigenden Pracht über uns. Die Farben der Umgebung waren unwirklich geworden, eine leicht violette Färbung war zu erkennen doch es war weder Nacht noch Dämmerung. Sterne mitten am Tag.

                          

Nach dem ersten Lichtstrahl konnten wir noch drei Minuten die zunehmende Sonnensichel beobachten bis sich das herannahende Gewitter endgültig mit voller Wucht über uns entlud.

                     

Jens Augustin und ich konnten dieses Wetterglück bei einem lokalen Wolkenbedeckungsgrad von 99% laut Wetterbericht lange nicht fassen. Fix und fertig, aber wunschlos glücklich begannen wir unsere Heimfahrt nach Fürstenfeldbruck und ignorierten vollkommen den 60 Kilometer langen Stau auf der A 8.

 

Für die "seelische Betreuung" während der spannenden Minuten bedanke ich mich bei Jens Augustin.

Aber das wars noch nicht ganz!

Andreas Heidl gelang diese einzigartige Aufnahme in der Nähe von Langenneufnach (Region Landsberg am Lech in OBB).

Auch Andreas hat vor einer riesigen Wolkenfront aus dem Westen solidarisch mitgebibbert.


Aufnahmedaten mit dem Spiegelteleskop

Teleskop: Siberia - Newton-Reflektor 1200 mm,    Kamera:  Minolta XG-1 Spiegelreflexkamera,    Film: Fuji-200,  Color Negativ,    Belichtungszeit: 1/125 sec - 1 sec


Venustansit 2012 by Boeckelsolar eclipse australia 2012

Alle Sofis & Mofis, Planeten Transite


 

Ätna     Stromboli      Vulkanwelt     Cinema

Vom Ätna zum Stromboli      Planets & Space

©photos& text by  Thorsten Boeckel, additional photo by Andreas Heidl, last modification 2.2.2005


Diese private nicht kommerzielle Web-Site verwendet keine Cookies !

IMPRESSUM     DATENSCHUTZ