Stromboli, Lavaströme &...

 Februar / März 2007

 

    

by Martin Rietze


Am 27.2.2007 erfolgte eine größere Explosion, bei welcher die Terrasse auf 600m und die Ost-Seite der Kraterkomplexes absackte. Der aufsteigende Rauch und Feinpartikel legten sich auf weite Teile des Gipfelbereichs und sorgten für Warnungen auf den Nachbarinseln, Schiffe wurden umgeleitet.

Gif Animationen

         

      


Daraufhin öffneten sich zwei effusive Spalten auf etwa 500m und 400m Höhe unterhalb des eingestürzten Bereichs. Aus diesen flossen in kurzer Zeit große Mengen Lava, welche sehr schnell eine neue Landzunge am Fuß der Sciara del Fuoco bildete.

   

         

 Ich erfuhr davon erst am Tag danach, den 28.2. Kurz entschlossen besorgte ich mir an jenem Nachmittag den ersten Catania-Flug für den nächsten Morgen. Damit war es möglich, schon am Abend des 29.2. am Lavastrom zu stehen, neuer Rekord ! Fast wäre es schief gegangen, da starker Wellengang für das Tragflügelboot grenzwertig war.

           

Dennoch erreichte das Boot die Insel kurz nach Sonnenuntergang. Dramatisch erschien die Reflexion des Lavastroms im Hintergrund der Ansiedlungen.

    

       

Trotz der schnellen Anreise war das hohe Anfangsvolumen des Lavastroms deutlich zurückgegangen, die beiden Lavaströme gingen nun nur noch von einer Öffnung auf etwa 400m aus.

       

       

Der Austritt erfolgte zwar schnell, aber ruhig ohne Auswurf oder Lärm. Fast vergleichbar mit den Bocca Nova Lavaströmen am Ätna letzten November.

       

Diese Aktivität sollte ohne große Schwankungen die nächsten Tage andauern. Je nach Eintrittssituation am Meer erfolgten littorale Explosionen, durch den Dampfdruck dieser Tephra-Jets wurde Material mit hochbeschleunigt und in weiten Bögen ausgeworfen.

Dies war besonders gut vom gemeinsam gecharterten Boot aus zu sehen, welches am 4.3. mit weiteren bekannten (Marco, Tom, Marc usw.) für eine Stunde vor dem Meereintritt kreuzte.

       

             

Leider war das Wetter anfangs schlecht, starker NW-Wind und konstante, den Gipfel einhüllende Wolken bis unter 400m erschwerten die Beobachtung sehr. Erst am Sonntag Morgen wechselte das Wetter und es wurde klar und windstill.

   

   

Meine Abreise musste am Montag erfolgen, somit wurden die letzten Stunden nochmals hektisch. Der Zugang war relativ gut möglich, unabhängige Exkursionen wurden bis zur Q400 geduldet, Geländegänge wurden nur mit Verweisen ohne weitere Folgen geahndet. Die Besteigung des Gipfels jedoch ist strikt Verboten, sogar am Morgen wird kontrolliert, wie Marc leidvoll erfahren musste. Daher konnte ich die erste menschliche Spur in die frisch gefallene und alles einen Zentimeter eindeckende, eigentümlich braune Staubschicht ziehen. Das abstellen irgendwelcher Gegenstände in dieses feuchte, klebrige Zeug wurde mit bleibenden Flecken bestraft. Zudem verdreckte die Kleidung samt Rucksack in der Buschzone, jeder Ast war von diesem Zeug bedeckt. Diese Gipfelüberschreitung war zwar fotografisch unergiebig, aber doch sehr interessant.

   

Auch hier überraschten die großen Mengen alles zudeckenden braunen Staubs, alte Spuren waren alle zugedeckt. Nach meine Abreise wechselte die Aktivität mehrmals, während des Aufbruchs einer neuen Spalte erfolgten sogar kleinere pyroklastische Ströme. Dies konnte von den anderen noch beobachtet werden, siehe Stromboli-Online. Alles in allem war es ein sehr lohnender Kurzbesuch, das Erlebnis eines völlig anderen Strombolis nach Jahren herkömmlicher Aktivität ist doch etwas besonderes. Die Eindrücke sind zwar eher ästhetischer Natur, auch ist die Annäherung an die Lava ungleich schwieriger als am Ätna oder in Hawaii.

       

Die komplette 600m Terrasse mit den alten Hornitos ist eingebrochen, vom Kraterkomplex zieht sich ein großer Riss bis zur Terasse herunter. Der Gipfelbereich erschien völlig ruhig, es waren auch keine Spuren der Hornitos vom letzten Jahr zu erkennen. Scheinbar sind diese kollabiert, allerdings konnte man das im Dampf nicht gut ausmachen. SO2 trat jedoch genügend aus, für den Aufstieg war eine Gasmaske nötig. Auffällig waren zahlreiche neue Risse um den Kraterkomplex, scheinbar sackt dieser langsam ab. Aufgrund den auch morgens schon zornig kreisenden Hubschraubern (Hawaii-Feeling) entschloss ich mich, schnell wieder auf einer weniger sensiblen Inselseite abzusteigen. Dennoch bleiben schöne Erinnerungen wie z.B. die Momente, wo die beachtliche Wärme des Lavastroms von den vordersten Felsen auf etwa 350m Höhe im Gegenwind stark spürbar war. Ein abklettern direkt zum Strom erschien mir jedoch sinnlos, da die Inselverwaltung unangenehm reagieren würde, das Risiko eines Kollapses akut war und wie gesagt der gleiche Effekt an anderen Vulkanen wesentlich einfacher erreichbar ist.

         

Inseleindrücke

Die totale Mondfinsternis

Auch das noch! War die Insel eh schon reichlich im roten Schein eingehüllt, fing unser Erdtrabant auch noch damit an. Der 'Rote Mond' während der totalen Mondfinsternis gab eine himmlische Zugabe oben drein.

Weitere Bilder der Februar and  März Ereignisse bei

ALPE by Martin Rietze

 

 

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 ©2007 photos by M.Rietze, last modification 28.3.2007


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