Chile: Patagonien

Vulkane: Chaiten, Villarrica, Osorno, Llaima  

Volcano Chaiten 2009 Chaiten, Chile 2009    Dezember 2009    Chaiten, Chile 2009 Volcano Chaiten 2009

M.Rietze, R.Roscoe, M. Szeglat

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Vulkan Chaiten

Die erste dokumentierte Eruption des Chaiten fand 2008 statt, und war zugleich die erste ryolitische seit der Novarupta in Alaska, vor etwa 100 Jahren. Die Eruption kam vollkommen unerwartet und beinhaltete einige plinische Episoden mit spektakulären Blitzentladungen verbunden. Folglich war dieser Vulkan von größtem Interesse.

Drei Vulkanophile machten sich somit auf die lange Reise nach Südchile: Richard, der den Chaiten mit einer englischen Filmcrew bereits im Juli 2008 besuchte, Martin und Marc Szeglat. Nachdem wir Puerto Montt via Madrid und Santiago erreichten, konnten wir mit der Fähre Naviera Austral ferry “Pincoya” erst nach einem Aufenthalt von 24 Stunden ablegen. In dieser Zeit konnten wir das MODIS Satellitensignal mit der ersten großen Enttäuschung registrieren. Das MODIS Signal arbeitet über Satellitenmessungen, welche m Prinzip die Wärmemengen z.B. über Buschfeuern oder auch über Vulkanen von einem Tag bis zu einem Jahr addiert. Die Pincoya Fähre, unsere zweite Enttäuschung glich einem überdimensionalen D-Day Landeboot. Die Nachtfahrt war in einer total verdreckten Lounge absolut unkomfortabel.

Chaiten, Chile 2009rr  Volcano Chaiten 2009     Volcano Chaiten 2009mr

Chaiten, Chile 2009      Chaiten, Chile 2009rr

Angekommen in Chaiten, wurden wir von Nicolas von der Chaitur Agentur begrüßt. Nicolas organisierte unsere Tour welche auch hier mit einem größeren Pensum an lokalen Arrangements begleitet war. Das Wetter begrüßte uns erst mal mit tief hängenden Wolken und einem kalten Wind. Die Permitt zur Besteigung des Chaiten aus Richtung des Pumalin Parks wurde ausgestellt, und wir gingen um die momentane Situation zu erkunden den Berg von der Nordseite an. Wurde während des Ausbruchs 2008 die Straße durch eine dicke Schicht an Vulkanasche blockiert, waren Aufgrund der Erosion tiefe Furchen entstanden. Diese  erschwerten das Weiterkommen erheblich. Den letzten halben Kilometer legten wir zu Fuß zurück, bis wir den Punkt erreichten  wo damals pyroklastische Ströme die Straße kreuzten und den umliegenden Wald komplett flach legten. Von hier aus konnten bereits Teile des Domes gesichtet werden.

Volcano Chaiten 2009      Volcano Chaiten 2009     Volcano Chaiten 2009mr

Volcano Chaiten 2009mr

Die Annäherung an den Vulkan verlief wegen der kuriosen Wegführung durch den gefällten Wald äußerst langsam. Nach einiger Zeit erreichten wir durch eine Erosionsrinne die Basis der Caldera. Nachdem die Nacht  bevorstand beschlossen Richard, Marc und Nicolas hier zu weilen. Ein französisches Pärchen erklärte uns, dass der Domaufstieg mit etwa 5 Stunden anzusetzen ist. Martin, unser High-Speed-Alpinist suchte hingegen innerhalb von 70 Minuten einen geeigneten Weg zum Dom, und kehrte noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Vor dem Rückweg hielten wir noch Ausschau ob der Dom in der Dämmerung etwas Glut zeigen würde, aber dies war nicht der Fall. Auch die Beobachtungen von der Stadtbrücke aus zeigte keine Illuminanz. Erst Martins nächtliche Langzeit-Belichtungsversuche zeigten ein schwaches Leuchten am Dom, welche nur noch eine schwache Restaktivität bestätigte.

Volcano Chaiten 2009   Volcano Chaiten 2009mr

Der Plan, den Chaiten zu besteigen wurde in einem Chalet verwirklicht, und die einzige Glut die wir zu Gesicht bekamen war in unserem Kamin zu finden. Interessant war auch das Ansteigen des Flusses bis dieser zu unserer Freude fast auch noch unsere Hüttenfront erreichte. Trotz des miserablen Wetters gelangen uns nach einigen Versuchen einige Photo- und Filmarbeiten in Chaiten City.

Chaiten, Chile 2009     Chaiten, Chile 2009rr  

Volcano Chaiten 2009     Volcano Chaiten 2009     Volcano Chaiten 2009mr

Nach einigen Tagen beschloss Martin vom neuen St.Barbara Airstrip welcher als Ersatz zum Chaiten Flughafen dient, die Vulkane Villarrica, Llaima and Osorno anzusteuern. (Bericht weiter unten). Marc und Richard blieben am Chaiten. Am 3.Dezember wechselte das Wetter endlich auf  einen freundlicheren Modus und es gelang uns den Chaiten in etwa zwei Stunden zu besteigen. Die Wolken hoben sich dennoch vom Dom nicht ab. Endlich!!! nach zwei weiteren Tagen Wartezeit zeigte sich der Dom komplett frei. Nun konnten die lange herbeigewünschten Photos geschossen werden. Weiter war der von Pyroclastischen Strömen zerstörte Wald durch ein eindrucksvoller Anblick. Fast alle Bäume fielen diesen Glutwolken zum Opfer. Einige wurden entwurzelt, andere einfach abgeknickt. Viele zeigten eine komplette Abschälung der Rinde, auf der zum Vulkan zugekehrten Seite. Manche Bäume hatten sogar eingedrungene Steine tief in den Stamm eingebettet.

Chaiten, Chile 2009   Chaiten, Chile 2009   Chaiten, Chile 2009rr

Chaiten, Chile 2009   Chaiten, Chile 2009rr

Der Dom war von majestätischem Anblick, welcher in der riesigen von etlichen Ausbrüchen der letzten Jahrtausende geformten Caldera lag. Interessanter Weise konnte extrusive Aktivität gehört werden. Der Klang kam dem leisen Geschepper vieler tausend Glasflaschen nahe, welche man sanft mit dem Fingern antippte von .

Volcano Chaiten 2009mr

Chaiten, Chile 2009    Chaiten, Chile 2009     Chaiten, Chile 2009rr

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Nach einem zweistündigen Aufenthalt am Dom, stieg Richard rasch ab um Marc und Nicolas zur schnellen gemeinsamen Rückfahrt in die Stadt Chaiten zu bewegen. Schnelles Handeln war angesagt, da die vom Lahar zerstörten Gebäude, mit dem Dom im Hintergrund bei guten Lichtkonditionen fotografisch besser wirkten.

 

Chaiten, Chile 2009    Chaiten, Chile 2009    Chaiten, Chile 2009rr 

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Am nächsten Tag ging’s auf die weitaus komfortablere Naviera Austral ferry “Don Baldo” in Richtung Puerto Montt zurück. Es war eine alte griechische Fähre mit ausreichend Sitzgelegenheiten und einem kleinen Restaurant. Hier konnten wir uns vor den Heimflügen am nächsten Tag weitgehend entspannen.

Volcano Chaiten 2009   Volcano Chaiten 2009   Volcano Chaiten 2009mr

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Vulkan Villarrica

Das Hauptziel dieser Reise war natürlich Chaiten, aber nach einer Woche bei bescheidenem Wetter und ebenso bescheidener  Aktivität des Chaiten-Doms beschloss ich, meinen Rieseverlauf zu ändern. Zwar waren die Vulkane im Lake Distrikt nicht gerade besonders aktiv, dennoch sind diese für ihre klassische Kegelform bekannt, welche im Frühsommer mit der reichlichen Schneebedeckung ideal zur Geltung kommen. Zudem wollte ich diese Gegend immer schon einmal sehen. So nahm ich einen der ersten Flüge mit einer Twin-Otter Propellermaschine am 2.12. zurück nach Puerto Montt. Marc und Richard wollten noch besseres Wetter abwarten und blieben am Chaiten. Von Puerto Montt fuhr ich per Mietwagen nach Norden und nach Pucon am Fuße des Villarrica-Vulkans. Zum Dank wechselte gerade zu der Zeit das Wetter und es sollte nach wochenlangem Schlechtwetter die folgenden Tage blauer Himmel und strahlender Sonnenschein folgen.

Villarica Volcano 2009, Martin Rietzemr

Villarica Volcano 2009, Martin Rietze    Villarica Volcano 2009, Martin Rietze   Villarica Volcano 2009, Martin Rietzemr

Villarica Volcano 2009, Martin Rietze    Villarica Volcano 2009, Martin Rietzemr

Somit konnte ich in der nur noch kurzen verbleibenden Zeit alle meine Ziele erreichen. Zunächst folgte noch am 2.12. eine Nachtbesteigung des Villarrica. Die noch starke, ideal gefrorene Schneeauflage lassen ein zügiges Steigen mit den gut greifenden Steigeisen zu. Keine Schuttschlacht wie im Sommer. Auf dem höchsten Punkt des Kraters hat man ideale Aussicht ringsherum, der beste Punkt für den Sonnenaufgang. Starker Wind und beachtlicher Frost ließen jedoch allmählich alle Gliedmaßen einfrieren und die vulkanischen Gase gehen dort oben bei längerer Anwesenheit bösartig auf die Lunge. Leider hatte meine Gasmaske einen Defekt. Dennoch beeindruckend, das starke Leuchten und die wallenden Geräusche des tief im Schlot sitzenden Lavaponds. Trotz einer kompletten Kraterumrundung mit einigen Abstechern zu exponierten Stellen mit beachtlichem Tiefblick gelang es mir nicht, die Lava direkt zu sehen, es müssen mehrere hundert Meter Tiefe in dem engen Schlot sein. In früheren Jahren stand der Pond zeitweise wesentlich höher. Beim Abstieg kamen trotz Vorsaison zahlreiche Seilschaften entgegen, was für ein krasser Unterschied dieser eintönigen Massenbesteigungen gegenüber einer komplett einsamen Nacht am Gipfel! Am 4.2. ging es weiter nach Norden über Temuco nach Cherquenco. Dort beginnt die Piste, welche den kompletten Llaima Nationalpark durchquert. Zunächst erschien es so, als sei diese Piste nicht für non 4x4 machbar, ich schaufelte das Mietwägelchen mit halb ausgekochtem Kühlwasser dann doch in mühsamen 2 Stunden von Hand aus dem Lavasand.

 Vulkan Llaima

 Llaima Volcano 2009, Martin Rietzemr

Dennoch gelang die komplette Durchquerung mit erstaunlich wenigen Aufsetzern bis nach Melipeuco. Dabei zeigten kleine Spaziergänge die beeindruckende Lavalandschaft des Llaima Bilderbuchvulkans. Zahlreiche Seen wurden durch die verschiedenen Lavaströme aufgestaut, Araukarien geben der Landschaft ein unverwechselbares Gepräge, der Truful-Truful Canyon zeigt die Schichtung der zahlreichen Llaima Ausbrüche. Just an dem Tag meiner Durchquerung wurde die Warnstufe erhöht, es zeigte sich nach einigen Monaten Ruhe wieder fumarolische Aktivität am Gipfelkrater. Der nächste Tag führte auf langer Strecke wieder nach Süden zum Ort La Ensenada am Fuß des Osorno-Vulkans. Zufällig traf ich die Bergführeranwärter Paolo und Niccolo, gemeinsam stiegen wir am nächsten Tag mit dem Sonnenaufgang in direkter Falllinie auf den Osorno Gipfel. Der Tag brachte wieder perfektes Wetter und ideale Bedingungen im noch reichlichen Schnee.

Vulkan  Osorno

Osorno Volcano 2009, Martin Rietze     Osorno Volcano 2009, Martin Rietzemr

Osorno Volcano 2009, Martin Rietze   Osorno Volcano 2009, Martin Rietzemr

Hierzu muss gesagt werden, dass der Osorno in der Sommersaison meistens wegen unüberwindlicher Gletscherspalten gesperrt werden muss. Es gab schon viele schwere Unfälle, so kam z.B. der Leiter einer der größten deutschen Trekkingveranstalter dort ums Leben. Im Nachhinein scheint daher diese Jahreszeit ideal für einen Besuch dieses Lake Distrikts zu sein, noch einsame Berge bei perfekten Schneeverhältnissen, die erwachende Natur des Frühjahrs, billige Unterkünfte und freundliche Einheimische. Leider war damit die Zeit wieder um, ich traf mich mit Marc und Richard in Puerto Montt für den gemeinsamen Heimflug.


Detaillierte wissenschaftliche Beschreibungen des Chaiten Vulkans bei

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©2010, Photos und Text M.Rietze (mr) und R.Roscoe (rr), web boeckel , last modification 01/18/2010


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