Erta Ale und Dallol, Äthiopien  

Tour 2008, 3.-17. Februar

Teil I  

 

Cinema & Gifs

   


Anfahrt zum Erta Ale über Awash National Park

Ins äthiopische Abenteuer stürzt man sich bereits kurz nach Verlassen der Hauptstadt Addis Ababa, wobei man den Eindruck gewinnt, als würde sich das halbe Landesgeschehen neben den Hauptstrassen abspielen. Somit entwickelten sich einstmalige Trucktankstellen zu größeren Ansiedlungen, welche nun die weit abgelegenen Wüstenbewohner zum regen Handel anlocken.

      

Diese Versorgungswege sind hier der Nabel der Welt, da die absolut wichtigen Handelsgüter über den Meerweg nur über Somalia bzw. Dschibuti aus eingeliefert werden können. Äthiopien, das früher den größten Teil seiner Ein- und Ausfuhr über den eritreischen Hafen Assab abwickelte, wich in den letzten Jahren zunehmend auf den Hafen in Dschibuti aus. Der Nordosten Äthiopiens lässt nach wie vor durch die andauernden Sticheleien mit Eritrea, keinerlei Zugang zum Roten Meer zu.

     

     

Die ersten Eindrücke

Die erste Übernachtungsstelle befand sich im Awash Nationalpark etwa 100 km westlich von der Hauptstadt gelegen. Hier überzeugte zunächst die üppige Natur an den Flussufern des Awash Wenz durch eine reichhaltige Fauna, die sich durch Krokodile  und rotzfrechen Primaten den sog. Grünen Meerkatzen, an unserem Zeltplatz bemerkbar machten.

         

Selbst die ansonsten gewohnten scheuen Krokodile, Martin stolperte beinahe bei einem abendlichen Erkundungsgang über eins, ließen sich nicht weiter durch unseren Zeltaufbau stören und waren am Ende posierend im Blitzlichtgewitter, die Fotostars des Abends. Zumindest dieses eine auf dem oberen  Bild.

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Unmittelbar in der Nähe der Awash Fälle tummelt sich eine Pavianbande die neugierig an unseren Aktionen Interesse fand. Die Möglichkeit von Nahaufnahmen auf Augenhöhe gestaltete sich als überaus spannend. 

  

Weiter ging die staubige Fahrt an dem Afrera Salzsee vorbei, der bereits im Einzug der bis zu -120 Meter tief gelegenen Danakil Wüste liegt. An einer dieser Thermalquellen, es ist übrigens der einzige Platz an dem die Afar Bewohner Touristen dulden, kann man sich stundenlang mit dem mineralischem Salzschaum beschäftigen, und jeder hatte seine wahre Freude wenn einem der Wind diese klebrige Masse um die Ohren blies.

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Immer wieder von der Freundlichkeit und Ihrem positiven Gemüt überrascht. Äthiopien und seine Leute.


Der Wüstenvulkan Erta Ale

Endlich ging es direkt zum Erta Ale wobei Henok unser Tourenorganisator noch ein paar bürokratische sowie organisatorische Kunststücke vollbringen musste, was soviel bedeutet, wo hat man wen, zu welchem Preis zu bezahlen. Bekanntlich stößt die  Durchfahrt von Touristen bei den Afarbewohnern keineswegs auf Begeisterung und schon mancher durfte, wenn er sich bei den Militärposten in Urucur gar zu ungeschickt anstellte, wieder umdrehen. Es ist wirklich ratsam hoch erfahrene Tourenorganisatoren aufzusuchen, die sich unter anderem mit dem Umgang von bewaffneter Polizei oder dem Militär auskennen. Bewaffnete Begleitung ist in der Afarregion sowie in der Nähe zur eritreischen Grenze wegen des anhaltenden Grenzkonfliktes und dem eventuell existenten ,danakilischen Raubrittertum' bei jeder Tour vorgeschrieben.

     

So jagten wir durch die staubige Ebene und bewunderten die verstreuten Afar Ansiedelungen. Die Frage stellte sich: Wie schaffen es diese Menschen in dieser unwirklichen Gegend zu bestehen? Hier gibt es neben der enormen Hitze noch Sand, Staub, Steine und ansonsten absolut gar nichts Überlebensförderndes. Ständig an unseren Wasserflaschen nuckelnd, präsentierte sich die Trockenheit so enorm, dass es mir nicht gelang durch meinen Atem einen Niederschlag auf die Objektivgläser aufzubringen. Dieses wäre zum reinigen der Optik mal ganz nützlich gewesen.

        

Dafür gab's einen ordentlichen Sandsturm oben drauf. Am Vortag sagte ich noch zu Patrick, "dass sieht bestimmt klasse aus wenn so ein Sandsturm auf einen zu kommen würde". Sah gar nicht klasse aus :-( , und so kommt man doch ins grübeln, wenn langsam die Sonne verschwindet, es um einen herum am helllichten Tag finster wird, und es nicht möglich ist noch zehn Meter weit zu blicken. Anfangs orientierungslos standen wir nun am Ende dieser Welt, allerdings nur für eine Stunde, dann legte sich der Sturm und es ging weiter.

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Der Schein trügt nicht. Schon beim Aufstieg konnten wir es nicht erwarten ob der Vulkan nun aktiv war, oder pausierte. Auf der Satellitenwärmekamera (Internet?) konnte Marc in den vergangenen Wochen auch noch einen allgemeinen Rückgang der Kratertemperatur beobachten. Also musste in der Dunkelheit vorab eine 60 sec Aufnahme aus der Hand herhalten, wobei freudiger Weise ein deutlich roter Schein hinter dem mächtigen Bergrücken zu erkennen war. Gelangte man nun an den Rand der alten Kaldera auf etwa 630 Meter, so war der gefächerte Schein aus der Schüssel  nicht mehr übersehbar.

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Also nix wie ran. Der 20 Meter Abstieg über die alte Kalderawand stellte sich als problemlos dar. Endlich geschafft,- angekommen an dem einzigen Wüstenvulkan der Welt. Hatten sich die gesamten Strapazen doch gelohnt? Der erste  Blick in den Krater war überwältigend.

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Lavaschauspiele in allen Variationen

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Nachdem sich der Vulkan am nächsten Tag erstmals als Morgenmuffel vorstellte (eine geschlossene schwarze Platte ohne jegliche Aktivität) konnten am Vormittag bereits die ersten Details fotografisch eingefangen werden. Der etwa 40 Meter im Durchmesser aktive Kratersee eröffnete uns bereits bis zur zweiten Nacht sein imposantes Repertoire an vulkanischen Details.

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Zu beobachten war, dass hier mal mühelos 15 Meter große Lavaschollen beinah vertikal wie von einem Staubsauger eingesaugt wurden. Die in der Scholle eingeschlossenen Gase expandierten in der heißen Lava welche sofort intensiv aufwallte, dieser Vorgang riss weitere Teile der Deckplatte in die Tiefe und so nahm das ganze unter wildem Brodeln seinen Lauf. Am zweiten Nachmittag ‚kochte’ der See bis zur Hälfte auf, wobei Fontainen bis zu 15 Meter aufstiegen.

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Überlaufend es gesamten Innenkraters. Rechts unten. Henok Tekle

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Während der drei Tage unseres Aufenthaltes konnte das sich plötzlich ändernde Niveau des Lavasees mehrer Male beobachtet werden. Wie auf den oberen Bildern zu sehen ist, wurde die gesamte Platte von dem unterirdischem Lavastrom angehoben. Am zweiten Tag war die Anhebung so stark, dass ein heftiges Überquellen in den äußeren Teil des aktiven Kraters stattfand. War der äußere Krater voll gelaufen, verschwand der Innere in seinen Umrissen komplett, doch plötzlich und ohne große Ankündigung senkte sich der gesamte Spiegel um fast drei Meter.

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Plötzliches Absinken des Lavaniveaus. Rechts: Marc Szeglat, mit Film- und Photokamera bis zu den Zähnen bewaffnet.

Hierbei kochte der innere Krater enorm auf, und Zauberei, der alte Zustand war wieder vorhanden. Nun bildete sich an der der recycelten Oberfläche wieder eine dünne Haut, die mit ständig aufreißenden und treibenden Rissen sehr schnell an Dicke gewann. Hier wird einem durchaus in Erinnerung gerufen, an dem heißesten Vulkan der Erde zu stehen. Selbstverständlich wird man an anderen Vulkanen bei solch einem Ereignis ähnliche Hitzeerfahrungen machen, zumindest war es hier beinahe nicht mehr möglich an dem etwa 80 Meter höher gelegenen Kraterrand zu stehen. Für eine kurze Zeit mussten wir uns sogar zurückziehen.

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Brach die Lavadecke erneut, begann das Lavascholleneinsaugwiederaufkochspielchen von vorne. Auf jeden Fall wurde bei dieser Miniaturdarbietung unsere Phantasie soweit angeregt, dass eine Ähnlichkeit mit der etwas globaler angelegten Kontinentaltrift nicht abzustreiten war. Diese Trift wird vor allem auch durch den ständig sich bewegenden mächtigen subterrainen Lavastrom verursacht, der hier am Erta Ale nur zu einem Bruchteil an die ,Erdoberfläche' tritt.


weiter zu Teil II

 

 

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©2008 Photos und text by T. Boeckel (tb), photos by M.Rietze (mr), photos by R..Roscoe (rr) last modification 02.3.2008


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