Indonesia: Sumatra, Java, Sulawesi

Vulkane: Anak Krakatau, Slamet, Lokon, Karangetang

     Juni 2009   

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Cinema


Anak Krakatau

Bereits bei der Einfahrt in den 7 Km weiten Krakatau Kessel stellt sich die Frage welch enorm eruptive Tätigkeit vor etwa 126 im Gange war. Kaum zu glauben das bereits die 4 Kilometer lange Seestrecke zwischen dem Anak-Vulkan und dem Überrest Rakata bis zum August  1893 eigentlich ein Zusammenschluss dreier Vulkane war.

     

     

Bei der Eruption mit der Stärke (VEI 6) welche die zweitgrößte der Neuzeit war, wurden kurz mal eben 18 km³ Asche und Gestein in die Atmosphäre geblasen. Die Rauchsäule, so nimmt man an bewegte sich zwischen 50 km und 80 km Höhe. Das drei aneinander hängende Inseln mit einem Gesamtdurchmesser von etwa 6 Km einfach gesagt von der Bildfläche verschwinden (Rakata zur Hälfte) und folglich die unmittelbar darüber einströmende Wassermenge in der km³-Klasse mit der Magma reagiert, dürfte wohl unsere Vorstellungskraft im Sinne der gewaltigen Dimension durchaus strapazieren. Die globale Temperatur ging selbst auf der Nordhalbkugel bis um etwa 1°C nach unten, und der gesamte indonesische Raum gewöhnte sich an die equatoriale 24 Stunden Nacht. Selbst in Europa verfärbte sich der Himmel intensiv rot. Edvard Munch verarbeitete diese Verfärbung der Atmosphäre in seinem berühmten Gemälde "Schrei". (Kann aus Gründen des Copyrights nicht gezeigt werden.)

Ob die Version «Schrei» 1893 oder 1910 erstellt wurde ist umstritten. Als unstrittig gilt, dass eine Version des Bildes in der Osloer Nationalgalerie tatsächlich aus dem Jahr 1893 stammt. Munch hatte das Bild nach einem für ihn schrecklichen Naturerlebnis gemalt. Quelle: VADIAN.NET, St.Gallen

   

Die aktive Vulkaninsel Anak Krakatau, mit Anlande- und Standposition.

Nord-Süd Länge der Insel etwa 2,3 Km. Photo by NASA

1930 durchbrach die Anak- Krakatau (Kind des Krakataus) den Meeresspiegel und schüttete inmitten der 7 Km weiten Caldera bis heute einen Schlackekegel von einer Höhe von etwa 390 - 450 Metern (variabel) auf. Die Vulkaninsel Anak-Krakatau gilt bis heute als daueraktiv und bildete eine Insel mit einem Nord-Süd Durchmesser von etwa 2,3 Km.

      

       

Nachdem hier 'kürzlich' alles in die Luft flog, hat man sich nun mit den Resten des Krakataus zufrieden zugeben. Somit landeten wir am 1.Juni 2009 mit der Schlauchbootübersetztechnik auf der Insel Rakata. Auf  diesem Inselparadies beherrschen Mangrovenähnliche Strandgewächse und ein üppiger Dschungel die Inselflora. Unter anderem können unmittelbar nach Inbetriebnahme der Strandküche neugierige Varane bis zu 1,5 Meter zwischen Kochtöpfen und sonstigem Küchenzubehör beobachtet werden. Selbst in den anliegenden Campingzelten wurden schon manche Exemplare gesichtet und dementsprechend wie ungebetene Gäste behandelt,- d.h. im hohen Bogen erfolgte der Herauswurf ‚stante pede’ …

 

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Voluminös klingen die ersten Eruptionsgeräusche des Anak in dem Amphie -Rund der Rakata Insel. Der Abend bricht an und die ersten roten Lavafontänen gesellen sich dazu. Im Beisein des aufgehenden Mondes wird die Szenerie bei zunehmender Dunkelheit phänomenal. Wir hatten Glück da die Luft durch die täglichen Gewitter sehr klar war.

  

GIF und Video

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Am nächsten Tag näherten wir uns mit der ‚Royal'  des Anak-Vulkans so nah es ging. In einem Abstand von etwa einem Kilometer ließen wir uns immer wieder an der Insel vorbeischaukeln und im mäßigen Seegang treiben.

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Rückblickend die Insel Rakata mit Ihren Felsspitzen als ewigen Zeitzeugen der gesprengten und zerrissenen Insel.

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Die Eruptionen zeigen bereit bei Tageslicht glutrote Lavafetzen die Schätzungsweise die Größe von Kleinbussen erreichen. Dazwischen platzieren sich so genannte Schlackespeere welche mit immens hoher Geschwindigkeit aus der etwa 120 Meter breiten Krateröffnung traten. Ein oft ohrenbetäubender Knall ließ hier auf den hohen inneren Druck im Vulkan schließen. Detonationswellen konnten aber nicht beobachtet werden. 

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Am späten Nachmittag wurde dann das Übersetzen auf die Anak Insel gewagt. Bei starkem Seegang ein prickelndes Unternehmen. Schon manchen hat dieser Versuch in der Brandung die Kameraausrüstung gekostet, da die wasserdichte Verpackung vergessen wurde. Zudem war nicht nur seit dem Film ‚Open Water’ das Kentern aufgrund des Haifischaufkommens generell unerwünscht.

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Mit einer Extrabegrüßung erwartete uns der Vulkan. Kaum zehn Schritte gegangen, verteilte der Vulkan nach einem heftigen Detonationsgeräusch im Krater die Auswürfe über die ganze Insel. Ein aus etwa 800 Meter Höhe kommender roter Lavafetzen von zwei Meter Größe war von der Flugrichtung in seinem Aufschlagpunkt bis zuletzt nicht festzulegen. Zischend und Furcht erregend schlug dieser Fetzen mit einem dumpfen Geräusch etwa 30 Meter vor uns in das alte Lavafeld ein. Tolle Aussichten für die nächste Nacht :-( .Vielleicht nehm ich doch lieber das Schlauchboot wieder zurück? Zwar flogen während der Nacht kleinere Bomben in den näheren Umkreis unseres Standpunktes, aber solch eine starke Eruption blieb dann doch aus. Der Vulkan wollte uns wohl gleich anfänglich zu Verstehen geben: „Yes I can…“. Eine kleine von Hamsterratten bewohnte Lavahöhle machte zudem den Beobachtungspunkt etwas sicherer. Zudem gab es eine mehr oder weniger ausreichende Reaktionszeit, da es fast 30 Sekunden dauerte bis die glühenden Brocken bei uns eingeschlagen hätten.

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Der Spätnachmittag zeigte uns weiter Eruptionen die im Inneren der Aschewolke vertikale Aschestaubstreifen zeigte, welche wohl wie Bandgeneratoren wirkten. Folglich erzwang die die eh schon knistrige Luft durch die Gewitterneigung, tatsächlich einen Überschlagsblitz welcher eine beachtliche Helligkeit erreichte. Ein gewaltiges Gewitter brach kurz danach über die ganze Inselgruppe, wobei sich etliche Blitze in nächster Nähe entluden, zudem donnerte der Vulkan mit Vehemenz. Irgendwann war es nicht mehr möglich das akustische Chaos auseinander halten. Überall donnerte und röhrte es, und im Zusammenspiel dieser fundamentalen Naturgewalten kam ich mir auf einmal ganz und gar, vollkommen unwichtig vor….

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Lichtimpressionen

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Das Gewitter verzog sich und allmählich dominierten wieder die Eruptionsgeräusche beeindruckend. Jetzt kam das Vulkan feeling endgültig zur Geltung. Es hatte den Anschein, als ob der Vulkan mit bis zu 10 Meter großen Lavafetzen über der Krateröffnung spielte. Teilweise wurde der gesamte Konus bedeckt. Große herabrollende Lavabomben zersprangen am Hang und verteilten sich großflächig. Der Morgen brach an und das Farbspektakel nahm seinen Lauf. Minütlich änderte sich die gesamte Farbpalette und brachte immer wieder neue Lichteindrücke zum Vorschein. Einige Auswürfe erreichten zeitweilig das Meer.

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Der weitere Tag und die darauf folgende Nacht ließen nur wenig Möglichkeiten zum photographieren zu. Dunst und schlechtes Wetter trieben uns endlich mal wieder früher in die Schlafsäcke, was soviel bedeutet dass nach zwei schlaflosen Fotonächten diese Erholung uns eigentlich ganz gut in den Kram passte. Die letzte Nacht wollten wir wegen der Detailaufnahmen jedoch wieder am Anak verbringen. 

         

Als wir den Standort in das östliche Waldgebiet wechselten, waren hier erstmal beeindruckende Einschlagkrater zu erkennen. Eine längere Feuerpause ließ uns einen Blick vom Ost - Rim auf den nun sehr gewaltig wirkenden Konus gestatten. Nachdem diese Position ein allgemeines Unwohlsein mit sich brachte und es dort auch wenige fotographische Neuerungen gab, kehrten wir wieder in Richtung Wald. Jeder Meter weg vom Vulkan wirkte irgendwie erlösend.

Am Waldrand angekommen zeigte uns der Anak noch einmal sein explosives Potential. Bei der bisher von uns am stärksten empfundenen Eruption jagten in einer unglaublichen Geschwindigkeit etliche Fetzen von mehreren Metern flach über die halbe Insel, und schlugen zum Teil weit über unsere vorherige Position ein.

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Dieses Event hätte auf dem Ost-Rim auf jeden Fall enorm gebitzelt,- irgendwie war ich aber dann doch ganz froh, die sichere Distanz zum dem Vulkan in diesem Moment gewahrt zu haben. Über die Zeit gesehen war am Vormittag des gleichen Tages nach Aufzeichnungen des Seismographen der Vulkan so richtig in Laune gekommen.

  

  

Ein großer Dank für die Organisation geht an Martin.


Auf Tour: Th. Boeckel, M.Rietze, M.Szeglat

Mehr at ALPE, images by M.Rietze

Marc Szeglat: vulkane.net 


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©2009 Photos und Text von Th. Boeckel, M. Rietze, last modification 17.06.2009


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