Cinema
BATU TARA VULKAN,
(STROMBOLI II)
Lesser Sunda Islands, 7.792°S,
123.579°E,
Maps by Google earth
Start ins Ungewisse
Wie Sie sicherlich aus den vorherigen
Vulkan-Stationen bemerkt haben, wurden wir nicht gerade mit
vulkanischen Aktivitäten überschüttet. Sollte es doch der
Wackelkandidat Batu Tara herausreißen? Eigentlich war alles
bereits zum Scheitern verurteilt. Der Kontakt nach Larantuka in Ostflores
zu Chris brach ab, der Erste fuhr wegen allgemeinem
Zielerreichungszweifel bereits nach Hause. Selbst am
Vorabend saßen wir in Larantuka noch ohne Boot da. Schwer
schmollend futterten wir unser Nudelgericht, die Stimmung
war rekordverdächtig miserabel. Wäre da nicht die zündende
Idee von Chris gewesen, zusammen mit Abdul im neuen Hafen
einen hochseetauglichen Tunfischkutter anzumieten, hätte
diese Indonesientour einen
leicht faden Beigeschmack erhalten.
cw
Links: Abdul&wir
Im alljährigem Zyklus des Ramadans
wurden die Speisen zubereitet, - gegessen wurde bei
Dunkelheit, Fischköppe gab's auch für uns - vor
Sonnenuntergang.
Ein abenteuerliches Gefühl ist es schon,
einen vollkommen unbekannten Fleck welcher nicht einmal in
den Karten eingezeichnet ist zu entdecken. Selbst
Einheimische kennen die Insel BATU TARA meist nicht.
Wenn jemand diese Insel entfernt
kannte, dann waren es vereinzelt die einheimischen Fischer.
Die Fischer erklärten uns aber erstmal dass die Insel
verwunschen ist, und der böse Geist darauf wohnt. Ein
Anlanden kommt aus rituellen Gründen erst gar nicht in
Frage. Ja prima!, endlich mal eine Tabuinsel erobern die
keiner kennt, und womöglich der böse Geist drauf wohnt. Hmm
L.
Gut, mit den kleineren Holzbooten wäre es bei stärkerem
Seegang eh nicht möglich gewesen die etwa 90 Kilometer auf
offener See unbeschadet zurück zu legen. Eine andere
Lösung wäre gewesen, die kürzeste Entfernung von dem etwa 30 km weiter östlich gelegenen Ort Sagu aus zu wählen. Hier hätte man
aber wegen der Fährverbindung zeitliche Schwierigkeiten gehabt. Somit
war der Tunfischkutter die letzte Rettung.
cw
Skeptisch, aber
Neugierig traten wir die Fahrt ins Ungewisse an. Die
Überfahrt sollte etwa
7 Stunden dauern, doch nach etwa 5 Stunden konnten wir die ersten
Umrisse des Stromboli Derivates Batu Tara erkennen. Bald
wurde auch die Frage beantwortet, ob der Vulkan aktiv war.
Durch die Vorarbeit von Martin
Satellitenkamera Modis
(rechts) war eine stärkere Wärmemenge zu erkennen. Waren diese Daten zuverlässig?
Ja, aus einer Entfernung von
15 Kilometer konnten bereits größere Aschewolken ausfindig
gemacht werden.
Bei der weiteren Annäherung bemerkten
wir zunehmend, dass dieser Vulkan ein wahrer Steinklotz im
Meer ist. Die nächste Frage stellt sich. Können wir da
überhaupt anlanden.
Es wird spät, bei der Umrundung kommen
wir an der „Rückseite“ an der „Sciara del Fuoco“ vorbei.
Dieser Name trägt eigentlich die Feuerrutsche des
italienischen Vulkans Stromboli. Und zugegeben, dieser
Vulkan muss der Zwillingsvulkan vom Stromboli sein. Selbst
der Gipfel ähnelt dem Pizzo. Die Feuerrutsche ist analog
auch vom Festland abgewandt. Allerdings befindet sich der
Krater auf etwa 2/3 Höhe, umrundet von einem mächtigen
steilen Kratertrichter. Martin verglich den Krateraufbau
eher mit einem kariösen Zahn. Der Vulkan wird offiziell mit einer
Gesamthöhe von etwa 748 Meter üNN angegeben, und hat einen
Maximaldurchmesser von geschätzten etwa 2-3 Km über See.
Die erste Nacht ankerten wir in einer
südlich gelegenen Bucht, abseits des eigentlichen
Vulkangeschehens. Im Halbschlaf bemerkten wir, dass die
Lavauswürfe weit über die südliche Kraterkante gingen. Oftmals
wurde der Wald bombardiert wobei die Baumgrenze bei etwa 500
Meter
lag. Somit war die Idee
zum Krateraufstieg geklärt. Das sehr steile unwegsame
Gelände konnte eh ohne immensen Zeitaufwand nicht bezwungen
werden. Fraglich war auch, ob die dichte und unbekannte
Flora überhaupt einen passablen Weg zugelassen hätte.
cw
Welche Aktivität wird uns erwarten. BATU
TARA bedeuted in der einheimischen Sprache, 'Steinewerfer'!
Am nächsten Morgen begann die
Erkundung zur Anlandung, und nach weiteren Küstenfahrten
stellten wir fest, dass bei Ebbe kleinere Strandstreifen
existieren. Etwa 100 Meter neben der Sciara war tatsächlich
ein schmaler Anlandestreifen. Bloß wie bringen wir es fertig die
Fotoausrüstung trocken herüberzuschaffen.
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Anlandung Mittels Einbaum. Ganz linkes Photo: Leicht
adipöser Tiefgang .......
cw
Die Hitze macht 'mobil', der
Sonnenschutz und die große Frage, werden wir wieder
abgeholt? Abendbesuch der Fischer mit der Frage, ob alles
O.K ist.
Der einheimischer
Fischer konnte allerdings mit dem Einbaum so geschickt
umgehen, dass die Zweifel an eine Bruchlandung im Thor
Heyerdahl Stil in den Hintergrund fielen. Die See war jedoch
beim Anlanden außerordentlich ruhig! Allerdings bei meiner
Frage, ob es hier Haifische gibt wurden die letzten Zwanzig
Meter doch zügiger geschwommen. Bei meiner Feststellung, wo es
Delfine gibt sind immer Haifische anzutreffen, wurde dann
noch schneller geschwommen. Mir war’s egal, da ich eh das
Batu Tara Einbaumtaxi nahm. Ja, ja- zurück bin ich dann
schon auch geschwommen. Es ist schon ein netter Eindruck wenn man die
letzten Meter zum endgültigen Ziel nach etwa 13.000 km schwimmt, oder mit dem Einbaum
zurücklegt.
Die Nacht bricht an, und neben dem
faszinierenden lavarösen Naturschauspiel war der
Eruptionslärm imposant. Selbst im Abstand von
etwa 700 Metern wurde ein leichter Tremor am Boden gespürt.
Beeindruckend erschien nun die Feuerrutsche, wobei sich
ständig größere plastische Lavabrocken
unterhalb Kraters ablösten. Bei Nacht ähnelten diese Brocken
nach einer gewissen Anlaufgeschwindigkeit
Feuerrädern, welche mit einer deutlich hörbaren Unterwasserexplosion ihr Weg-Ende fanden.
Höchst positiv war die rege Strombolianische
Aktivität. Im Intervall von 15 Minuten registrierten wir
kleinere Eruptionen. Größere Ausbrüche von etwa 200-300m
Höhe wurden im Rhythmus von 30-45 Minuten beobachtet.
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Leuchtende Meeresbewohner im Schwarm vor
der Feuerrutsche. Gibt ordentlich was auf die Fantasie. (by
Chris Weber + ASA 6400)
Ein weiteres geheimnisvolles Highlight waren die die Leuchterscheinungen,
welche in einem Abstand von etwa 5-10 Metern vor der Küste
erschienen. Diese bewegten sich in etwa zwei Meter breiten und
mehreren Metern langen Leuchtbänder rasch hin und her,
teilten sich und vereinigten sich wieder. Chris meint es wäre
Krill, es könnten aber auch kleine Leuchtfische in größeren
Schwärmen gewesen sein. Zumindest war diese Erscheinung sehr
mysteriös und ich hatte schon ein wenig den Eindruck im Film
‚Fluch der Karibik’ zu sein. Hausen hier vielleicht doch die
Vulkangeister? Nix wie weg von hier. Aber wie?
Das Fischerboot war weit weg,...
Letztendlich war es ein
Abenteuer ins Ungewisse und ich bin
sehr erstaunt, dass es auf unserem digital
durchforsteten Globus doch noch unerforschtes Land gibt.
Uns ist nicht bekannt, dass jemand vor uns von
einer festen Landposition aus, den Batu Tara Vulkan aktiv
fotografiert hat.
Wir lassen uns auch gerne vom Gegenteil
überzeugen.
Straßenleben in Maumere. Nur noch eine
elend lange Heimreise steht bevor!
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