Island

Vulkan Eyjafjallajökull

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Geochemie und Magmenentwicklung

Eruption des Vulkans Eyjafjalla im April 2010

by Dipl.-Geol. Frank Möckel

 Geochemische Analyse von Dipl.-Geol. Frank Möckel

Entnahme der einer etwa 5cm dicken Ascheschicht vom Solheimajökull - Gletscher nahe Skogar am 20.4.2010 von Th. Boeckel.

Laboranalytische Untersuchungen (Institute of Earth Sciences – Nordic Volcanological Center und eigene Analysen) an Pyroklastiten der Fimmvörduhals-Linear-Eruption (Flanke des Eyjafjallajökull-Vulkans) und der großen explosiven Eruptionsserie im Bereich der Gipfel-Caldera des Eyjafjallajökull haben gezeigt, dass sich die geförderten vulkanischen Materialien chemisch deutlich voneinander unterscheiden. Zwar fanden beide vulkanischen Ereignisse auf dem gleichen Vulkankomplex des Eyjafjallajökull-Vulkans statt, aber es wurden verschiedene Magmen eruptiert. Die Ergebnisse der chemischen Gesteinsuntersuchungen können grafisch sehr schön im TAS-Diagramm dargestellt werden. Mit dem TAS-Dagramm ist es relativ unkompliziert möglich durch den Gehalt an SiO2 und der Summe von Na2O + K2O ein vulkanisches Gestein zu bestimmen. Beim Spaltenausbruch im Gebiet des Fimmvörduhals kamen relativ primitive und wenig differenzierte Alkali-Olivin-Basalte mit SiO2 -Gehalten um ca. 47 Gew.% aus größerer Tiefe zur Eruption. Bei diesen Alkali-Olivin-Basalten (AOB) liegen die Gehalte von Na2O + K2O bei ca. 3,8 Gew.%. Eine ganz andere chemische Zusammensetzung haben die Pyroklastite der Gipfel-Eruptionen des Eyjafjallajökull-Vulkans. Hier wurden Gehalte an SiO2 von durchschnittlich 57,7 Gew.% festgestellt. Die Gehalte von Na2O + K2O liegen bei durchschnittlich 7,0 Gew.%. Damit fallen diese Pyroklastite in des Feld der Trachyandesite (TrAn). Diese Trachyandesite sind geochemisch weiter entwickelt im Vergleich zu den primitiven Alkali-Olivin-Basalten. Erklärt werden diese Veränderungen im Chemismus des Magmas durch fraktioniert Kristallisation, starke Fluidazufuhr aus der Tiefe und anderen Differentiationsprozessen. Das dadurch entstehende Trachyandesit-Magma ist reicher an SiO2 und Na2O. Insgesamt reichern sich in der trachyandesitischen Schmelze inkompatible Elemente wie Zr, SEE und Nb an. Andererseits enthält das neue Magma, bedingt durch die komplexen Differentiationsvorgänge, viel weniger TiO2 , MgO, CaO und FeO. Das leichtere Trachyandesit-Magma sammelte sich im oberen Abschnitt der Magmakammer direkt unterhalb des Vulkanschlotes. Weiterhin ist das trachyandesitische Magma sehr viel gasreicher, wesentlich stärker viskos und etwas kühler als das alkali-olivin-basaltische Ausgangsmagma. Aus diesen genannten Gründen waren die Eruptionen des trachyandesitischen Magmas im Gipfelbereich des Eyjafjallajökull-Vulkans stark explosiv. Zusätzlich wurde die Explosivität durch den direkten Kontakt von Schmelzwasser und Magma (phreatomagmatische Explosionen) noch verstärkt.

Die geochemische Evolution des Magmas ist bis hin zu Trachydaziten möglich und für die Vergangenheit tatsächlich nachweisbar. Doch dazu wäre aktuell eine viel längere vulkanische Ruhephase erforderlich gewesen, damit die Differentiationsvorgänge trachydazitische Schmelzen hätten bilden können.

 Geochemische Analyse Volcano Eyjafjalla by Frank Möckel

Bemerkungen zur Probe EY-TBFM vom 20.04.2010

Die chemische Zusammensetzung der untersuchten Asche-Probe EY-TBFM vom 20.04.2010 ordnet sich sehr gut in die vorherigen Analysendaten des Institute of Earth Sciences – Nordic Volcanological Center ein. Nach petrologischen Kriterien handelt es sich auch weiterhin unverändert um einen Trachyandesit (TAS-Diagramm). Die Gehalte der dazu maßgeblichen Komponenten SiO2 , Na2O und K2O sind sehr stabil. Auch alle anderen untersuchten Komponenten sind praktisch unverändert. Damit kann festgestellt werden, dass die Magmakammer mit Trachyandesit-Schmelze doch ein relativ großes Reservoir darstellt. Es gibt noch keine gesicherten Anzeichen der chemischen Veränderung hin zu basaltischem Trachyandesit bzw. zu Alkali-Olivin-Basalt. Die bisher geförderte Menge an Pyroklastika ist demzufolge noch nicht ausreichend genug gewesen zur völligen Entleerung des oberen Abschnittes der  Magmakammer mit Trachyandesit-Schmelze. Weitere, hier nicht dargestellte chemische Analysen der eruptierten Pyroklastika haben gezeigt, dass bis zum Ende der Eruptionen (23.05.2010) des Eyjafjallajökull-Vulkans keine auffälligen Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung der Förderprodukte eingetreten sind und kontinuierlich trachyandesitische Pyroklastika ausgeworfen wurden. Der Anteil der ermittelten volatilen Bestandteile (CO2, H2O+,S und F) ist mit insgesamt 0,25 Gew.% relativ gering. Durch die starke Fragmentierung des Magmas (Pyroklastitbildung) infolge der extremen Explosionen (Entgasungsexplosionen und hydromagmatische Explosionen) konnte eine vergleichsweise hochgradige Magma-Entgasung stattfinden.

Geochemische Analyse Volcano Eyjafjalla by Frank Möckel 

Geochemische Analyse Volcano Eyjafjalla by Frank Möckel 

 Ein großer Dank geht an Frank Möckel für diese informative Arbeit!

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©Frank Möckel 2010, last modification 08.06.2010


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