Cinema
Der Ausbruch des Vulkans Eyjafjalla am 14. April 2010
Das tiefe Tal der Tränen wurde
bereits am Montag dem 12.4.2010 an unserem Ankunfttag
durchquert. War der eigentliche Plan, mit voller Hoffnung
die ästhetische Lavaspalte
am Flimmvolhals Pass
zusammen mit einem Polarlicht zu
erwischen geschmiedet, so kam am gleichen Abend prompt die
Meldung, dein Platz wäre zwar noch im Superjeep frei, allerdings hat
die Eruption gestoppt. Toll, von einem guten Bekannten
bekam ich noch die passende e-mail, dass wohl meine fetten
Glücksjahre am Vulkan zu ende seien. Lustlos tranken wir am
nächsten morgen mit bitterer Mine jedoch scherzend Eistee
gegen Depressionen, Orangen-Saft für die Hoffnung. Apfelsaft
(wenig) war für die Freude. So das war's, eine Woche Ponys
streicheln, Geysir Strokkur - und wieder ab nach Hause. Da
sich auch das Wetter von seiner schlechtesten Seite zeigte
und die Prognose für die Woche katastrophal war, hatte ich
mir schon überlegt den Heimflug vorzulegen.
Übrigens, wenn das Wetter in Island schlecht ist,
dann-ist-das-auch-schlecht... . So, und nun kommt wieder der
Satz, den ich mittlerweile aus den zwei vorherigen Berichten
kopieren könnte. Und es kam wieder mal alles ganz anders.
Erste Eindrücke 15 Stunden nach dem Ausbruch. Pechschwarz
zeigte sich die vordere nördlich gelegen Plume. Schneeweiß
jedoch die südliche. Womöglich drang abgeschmolzenes
Gletscherwasser in den
neuen Spalt und wurde unmittelbar verdampft.
Nur 35 Stunden nach unserer psychodelischen Saftkur, kam es
im Hotel Ranga am Mittwoch morgen zu einer etwas verwirrten
Stimmung. Brockenweise bekamen wir mit, dass sich etwas
Neues aufgetan hatte. Schnell ging die Nachricht herum, der
Vulkan Ejyafjalla ist mit einer immensen Explosion
heute morgen gegen 3:00 Uhr ausgebrochen. Sicherheiten
lieferten die Aufnahmen mittels Wärmekamera aus der Luft,
welche in den isländischen RUV-News gesendet wurden. Von
drei neuen Kratern in einer neuen Spalte wurde berichtet.
Gegen 11:00 vormittags konnten auch wir für etwa zwei
Minuten aus einer Entfernung von 25km die mächtige
anfänglich
weiße Eruptionswolke sehen. Dann zog das Wetter komplett zu,
und bis Freitag Abend konnte niemand mehr den Vulkan vom
Boden aus sichten. Da hilft nur eins,-Hubschraubereinsatz!
Irgendwie hatte Jorge, Fotograf aus Portugal, den Kontakt
zu der Fluggesellschaft hergestellt und vehement
gedrängt, noch am gleichen Abend einen Aufstieg über die
Wolken zu buchen. Danke Jorge!
Ascheausfall unter der Eruptionswolke
Der erste Anblick war aus einer Distanz von geschätzten 6 km
phänomenal. So etwas Pechschwarzes habe ich ja noch nie
gesehen,- da waren sich alle einig. Wie die oberen Fotos
zeigen kann man aus den unzähligen kleinen Aschefilamenten
und Beulen
auf die Mächtigkeit dieser Eruption schließen. Die
geschätzte Höhe war nahe der Ausbruchstelle etwa 5000m über
der dichten Wolkenschicht und erreichte auf ihrem weiteren
Weg etwa 7-8 km. Die Länge war nicht zu erfassen. Bis dahin
wusste natürlich auch noch niemand, dass diese Aschewolke
bzw. der 'böse' Eyjafoell fast den gesamten Europäischen
Luftraum in den nächsten Tagen zum erliegen bringen würde.
Die Meldungen folgten Schlag auf Schlag. Erst wurde der
Luftraum in Nordskandinavien gesperrt, dann Großbritannien,
der deutsche, französische und spanische Luftraum wurde zur
flugfreien Zone erklärt, und gegen Samstag zog die
Aschewolke auch erfolgreich über Norditalien ein. Irgendwie
fanden wir das Ganze recht spaßig, viele nicht.
Während des Sinkfluges zeigte sich zum ersten Mal die
Landschaft unterhalb der Ausbruchstelle.
Das Gletschergebiet unterhalb der Ausbruchstelle. Noch am
Vormittag dokumentierte das Isländische Fernsehen mit
Filmaufnahmen die mächtigen Schmelzwasserfälle. Rechtes
Photo: Natürliches Auffangbecken unterhalb des Eyjafoell
bewahrte wohl die gesamte Region vor einem mächtigen Lahar.
Überflug über das Flutland während der ersten Flut am
14.4.2010
Gruß vom Gletscher!
Die zweite Flut am 16.4.2010 war
in ihrer Stärke etwa drei mal so ergiebig wie die Erste. Die
im Flutland angelegten Poldern fingen
die vom Vulkan abgeschmolzenen Gletschereismassen
erfolgreich
auf. Abgerundete Eisbrocken bis zu einer Größe von 1,5 m
gaben der Landschaft den besonderen Schliff.
Die Ringstraße A1 ist die einzige
Verbindung in den südliche Teil und umrundet die gesamte Insel.
Um diese wichtige Verkehrsverbindung
zu schützen
wurden die
Auffahrdämme zur Brücke bereits vor der ersten Flut
aufgebaggert. Dieses diente vor allem dazu, die immensen
Eis-Wasser- und Schlammmassen umzuleiten
und
somit
die Brücke vor den drückenden Fluten zu retten.
Erhebliche Wassermassen wälzen sich durch das Schwemmland
und deformierten das Gelände
Über 25km betrug die Entfernung vom Vulkangletscher bis zur
Brücke
Eisästhetik. Kaum zu glauben das ein Vulkan hinter diesen
Kunstwerken steckt
Nach dem Ascheregen in der südlichen Region
Seit dem 20 April waren durch zivile Einsatzkräfte die
Deichzufahrten zur A1 Brücke wieder hergestellt. Die
Verbindung zum Süden war wieder offen. Es war nun möglich
die veränderte Landschaft in der südlichen Region zu
besuchen. War der Gletscher Eyjafjallajökull vom Norden her
Schneeweiß so gab er auf der südlichen Seite ein eher
tristes Bild ab. Beinahe Schwarz, mit den Resten des leichten
Schneefalls der vergangenen Nacht prägte das
Landschaftsbild. Die Spuren des
ununterbrochenen Ascheregens der vorherigen Tage waren nicht zu übersehen.
Bauernhöfe am Fuße des Vulkans wurden mit einer zähen
Ascheschicht von etwa 5 cm überzogen.
Beseitigung der lästigen Asche auf Straßen und Gebäuden. Trotz der
immer schwächeren Aktivität überzog sich die
Landschaft mit wieder mit neuer Asche. Sehen konnte man sie
nicht aber sie war all gegenwärtig.
Nur wenige Kilometer vor der 'Aschespur' war die Welt noch
in Ordnung. Fast katastrophale Zustände herrschten jedoch in
den weiter östlich gelegenen Farmen. Es kam zu erheblichen
Problemen bei der Futterversorgung. Teilweise war in den
betroffenen Regionen durch die Ascheschicht kein Grashalm
mehr auf den Weiden
zu erkennen.
Jump to
back
|
|