Vulkan Villarrica, Chile

Volcan Osorno, Volcan Lanin

 

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20.3.2007 by Falko Mueller, Michael Zeller, Th. Pusch, Th. Boeckel,

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Der eisige patagonische Kontrast aus dem Nationalpark Torres del Paine soll den folgenden Beitrag zur Besteigung des aktiven Vulkans Villarrica eröffnen. Ehrlich gesagt kann ich es mir ja eigentlich nicht verkneifen, die patagonischen Naturschönheiten zu Begin dieser Tour euch auf's Auge zu drücken. Kommend von Ushuaia (Feuerland) waren die Farbeneindrücke am Grey Gletscher einmalig. Diese blauen Eisblöcke sind eigentlich aus den europäischen Hochalpen bekannt. Bloß eine Besonderheit haben unsere Alpengletscher nicht.

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Kein mir bekannter Gletscher endet oder kalb über einem See aus. Die von der Gletscherzunge abgelösten Eisklötze, einige können die beachtliche Höhe von 40 Metern erreichen werden von den gerade herrschenden Windströmungen sanft über den hier etwa 14 Kilometer langen Lago Grey kreuz und quer getrieben. Die von der tief stehenden Sonne durchleuchteten knallblauen Eisgebilde verschwinden lautlos, vielleicht mit einem leisen Kratzen aus der Tiefe des Seegrundes, in den Engen der vom Urwald umfassten Seitenarme des Gletschersees. Ein netter Eindruck, wenn sich mal eben ein Hochhaus aus Eis durch das satte Grün der Buchenwälder schiebt.

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Im Taumel der Anblicke skurriler Berg- und Naturschätze wie die "Cuernos" del Paines oder Torres del Paines, standen die vom Kosmos geschmückten Nächte keinesfalls hinterher. Durch die klare Luft und der fantastisch guten Wetterlage erschien die südliche Milchstraße im Neonröhreneffekt, die so in ihrem Glanz in Europa nicht bekannt sein dürfte.

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Das Wetterglück hielt an und somit gab sich die seltene Chance die bizzare Welt der Cerros zu bewundern. Konnten die Dolomiten mit den Torres del Paine noch mithalten, waren wir hier alle der gleichen Meinung. Dieses Gebirge ist mit Abstand das wildeste der Welt. Mit einer Gesamthöhe von 3000 – 3500 Metern ragen hier die bis zu 2000m hohen freistehende Granitnadeln des Cerro Torre und des Fiz Roy mächtig über Allem.

Nachdem wir die Argentinische - Chilenische  Grenze passierten kamen wir wieder unweigerlich in den Bann der mächtigen Vulkane Lanin, Villarrica und Osorno.

Durch die lange anhaltende warme und schneelose Wetterperiode (absolut ungewöhnlich) erschien aber der Vulkan Lanin mit seinen 3776 Metern ohne seine  beeindruckende Schneekappe. So wurde im Grenzgebiet schnell die Aufmerksamkeit auf die Pehuen oder Araucaria  Bäume gelenkt. Noch nie auf der Welt gesehen waren diese seltsamen Bäume auch nur in diesem kleinen Gebiet zahlreich vorhanden.

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Der  Araucaria ist ein pinienartiger Baum der wie eine Konifere Nüsse in seinen Zapfen trägt. Früher waren diese Nüsse ein Diätnahrungsmittel  der Pehuenches und Mapuches Indigienas.

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Der Volcan Villarrica ist ein 2.840 m hoher aktiver Vulkan in Chile, der in der an Argentinien grenzenden Region Araucanía liegt. Nördlich des Vulkans befinden sich die Stadt Pucón und der See Lago Villarrica

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Von Pucón aus, in einer Entfernung von 14 Km konnte die glühende Kappe mit bloßem Auge gut gesichtet werden. Die Belichtungszeit von 240 Sekunden verstärkt selbstverständlich diesen Effekt.

Der erste aufgezeichnete Ausbruch war im Jahre 1558. 1575 wurde die Stadt Villarrica von einem schweren Erdbeben zerstört, wobei 350 Einwohner starben. Weitere große Ausbrüche folgten 1640 und 1948. 1971 kam es zu einer Schlammlawine, die durch geschmolzenes Eis und heißer Lava erzeugt wurde. Die Schlammlawine (Lahar) zerstörte eine Reihe Häuser, landwirtschaftliche Flächen und Brücken In den letzten 500 Jahren wurden über 50 Ausbrüche registriert. Der Stratovulkan ist auch noch heute aktiv, wobei der letzte leichtere Ausbruch 2006 registriert wurde .

Der Aufstieg

        

In einer Höhe von etwa 2100 Metern beginnen die ersten größeren Schneefelder. Ab etwa 2400m nimmt die Vergletscherung sichtbar zu, wobei bereits im flacheren Gelände Steigeisen sehr nützlich sein können. Zum Aufstieg im oberen Kratergelände auf jeden Fall Steigeisen mitnehmen! Die steilen Eishänge 40% lassen bei kalter Witterung oder am frühen Morgen wenig Halt zu. Jedoch bei unserem Aufstieg war das Eis in den vergletscherten Zonen bereits um 11.00 Uhr zu weichem begehbarem Firn aufgeweicht.

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Ein von den Talwinden herauf getriebener Hirschkäfer? Kalte Füße- statt saftiges Gras! Diese unkomode Position auf 2300 m gefiel unserem Freund aus Chitin gar nicht. Stinksauer kämpfte er einfach gegen jeden Bergsteiger, mit sich selbst und gegen alles was ihm sonst noch im Weg stand.

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Von einem kleinen Vorsprung in den steilen Schwefelwänden hängend, konnte ich die einzige einsehbare Position in den Schlot ausmachen. Nach der 40 Meter tiefer gelegene Kante ging es zu nochmals 40m zu dem erkalteten schwarzen Lavasee herunter. Etwa 10 Meter tiefer, sozusagen im Zwischendeck versenkt befand sich der aktive gurgelnden Lavasee bzw. Strom. Hierbei lernte ich den seltenen, fast freien Einblick bis zum Kraterboden sehr zu schätzen. Übrigens, der Durchmesser des Kraters beträgt oben etwa 200 Meter.

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Mitte: Thorsten Puschs Vermummung gegen vulkanische Gasattacken.

Wer entlang der steilen Kraterwände 80% mit seinen bissigen und heißen Fumarolen (man steht freudiger Weise mitten darin!) fotografiert, sollte sich auf dem exponierten Schwefel-Lava-Gelände einen guten Stand verschaffen und eine sichere Balance mitbringen!

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Ansonsten gäbe es zu Ihren Ungunsten ein Barbecue a la Villarrica. Bei einem Ausrutscher ist mit Abfangen nicht mehr viel drin.

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Wegen der dunstigen Ausgasungen innerhalb des Kraters und der seitlich stehenden Sonne wurde die leuchtende Brillanz der etwa 25 Meter hohen Lavafontänen nie zu 100% erreicht. Dennoch konnten mit einer Brennweite von 480mm mehr oder weniger Details auf den Chip eingefroren werden.

     mz / fm

Dieses kam aber deswegen nur zu Stande, da das Eruptionsloch in der schattigen Zone des Kraterbodens lag. So ist es auch immer wieder erstaunlich wie sich die Teleoptik durch die diesigen Begebenheiten durchkämpft. Sollte die Sonne im Westen oder im Sommer höher stehen wären wohl vernünftige Tagesaufnahmen gar nicht möglich.

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Zerstörte Seilbahnstation von 1971. Aschefelder und Skilifte am Vulkan, irgendwie ein bisschen Ätna!!

    

Dieser Aushang erklärt wohin man sich im Ernst- und Evakuierungsfall zu begeben hat. In unserem Fall war es eine stabile Grünphase am Vulkan. Aber man sollte beachten, wenn bereits gelber Alarm gegeben wird, wird das gesamte Areal um den Villarrica vom Zivilschutz gesperrt, und des sind keinerlei Begehungen und Aufstiege mehr möglich.

Verwunderlich aber wahr

Deutsch-Chilenische Wetterregel

Diese Wetterregel bezieht sich auf die Wolkenbildung rund um den Vulkan. Bei einem Hut, hat der Vulkan einen Wolkenkranz rund um das obere Drittel des Kraters, aber der Gipfel guckt oben durch. Bei einer Mütze, ist der Gipfel von Wolken bedeckt.

 „Hat der Vulkan eine Mütze – gibt es eine Pfütze, hat er einen Hut - bleibt das Wetter gut.“

 Gefunden bei Wikipedia

Kurz nachdem wir das Kratergelände verließen kippte das Wetter, und dichte Wasserdämpfe im Krater ließen wohl nur noch wenige Beobachtungschancen zu. Nachdem wir im 14 km entfernten Pucón ankamen verpasste die veränderte Wetterlage zwei Stunden später dem Villarrica tatsächlich eine Mütze, und es regnete in der folgenden Nacht ein wenig. Auch in den nächsten Tagen war die Bewölkung im Landesinneren zur argentinischen Grenze dichter als die letzten Tagen, und somit fielen weitere Beobachtungen aus.

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 Wir verließen Pucón und steuerten ins Osornogebiet.

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Volcan Osorno am Morgen

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Chilenisches Rodeotraining

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Einmalig die Küstenfauna im gesamten patagonischen Gebiet und zu unserer Überraschung auch bis zum 41-sten  Breitengrad. Seelöwen wie im Beagle Kanal bei Ushuaia und Magellan Pinguine nahe Punta Arenas können auch in dem neu gegründeten Reserva Costera Valdivia  beobachtet werden.

Beobachtungsupdates in der Seite

by  W. Keller · A. Koller · H. Bacher · V. Marfu

 

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Vom Ätna zum Stromboli      Planets & Space

 ©2007 photos und Text by Th. Boeckel (tb), Photos by F.Müller(fm), M.Zeller(mz), T.Pusch (tp)


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